Puh jetzt habe ich mich schon ewig nicht mehr gemeldet, aber es ist auch einiges passiert. Zum Beispiel wurde mir letztes Wochenende mein Handy geklaut, wo nicht schon der halbe Beitrag sondern auch etliche Fotos drauf waren. Nachdem meine ganze soziale Welt kurzerhand wie ein Scherbenhaufen zusammengefallen ist, habe ich jetzt netterweise wieder ein Handy und bete das das auch so bleibt! Mir ist aber nichts passiert und ehrlich gesagt war es ja dann doch nur eine Frage der Zeit …
Ich versuche das jetzt schnellstmöglich, bündig und so spannend wie möglich zusammen zufassen .
Als passionierter Elendsprophet hatte ich doch ziemliche Sorge vor dem bevorstehenden Weihnachtsfest, gilt es doch bei allen als der Moment des großen Heimwehs und der Nostalgie …Weihnachten auf der Südhalbkugel ist etwas ganz anderes… Nicht nur, dass es einfach viel zu warm ist, nein es ist auch viel zu hell. Verstärkt wurde diese unweihnachtliche Stimmung natürlich noch von meiner Perureise, denn wer denkt schon an Weihnachten, wenn er vor zwei Tagen noch in der Wüste surfen war?Weihnachtsstimmung kam auch trotz 14 Stunden Plätzchen backen nicht auf – ich kam auf die grandiose Idee meiner ganzen Familie welche zu schenken( hatte unterschätzt wie groß die ist und wie viel Arbeit Kekse sind ). Allerdings kam es dann doch nicht so schlimm wie erwartet . Am 24. bin ich erstmals in die Aldeas gefahren, um mit meinen Kindern Weihnachten zu feiern . Allerdings war da mal wieder die Planung nicht sonderlich durchdacht, sodass ich die wirklich Weihnachtsfeier verpasste, da ich zu meiner Familie zurück musste. Ich kam allerdings in den Genuss von einem Weihnachtsclown und jeder Menge christlicher Lieder die beinahe in einem Ausdruckstanz ausarteten.
Allerdings bin ich doch froh, wie Weihnachten bei uns abläuft. Hier isst man das Weihnachtsessen ( zwar kein Reis aber auch nicht viel besser ) nämlich erst um 12:00 in der Nacht. Bis dahin sitzt man in meinem Fall halb verhungernd mit der Familie zusammen und trinkt. Die große Bescherung ist dann nach dem Essen also um ein Uhr nachts ( mein Bruder hätte wahrscheinlich schon um 9 die Krise bekommen, wenn er solange auf die Geschenke warten muss !). Eine weitere Eigenart ist, dass sobald man ein Geschenk bekommt zu der Person geht sie küsst und sich bedankt, sich hinsetzt auspackt und danach wieder zu der Person geht, sich wiederum bedankt und sie küsst. Das gilt auch, wenn man von der selben Person fünf verschiedene Geschenke bekommt. Das Prozedere wird von jeder Person nacheinander durchgeführt, weshalb sich das ganze dann doch unchristlich zieht . Am nächsten Tag wurde dann nochmal mir der anderen Seite der Familie mit gleicher Struktur gefeiert .
Trotz ein wenig Heimweh bin ich sehr dankbar für diese Erfahrung und werde mein bolivianisches Weihnachten niemals vergessen!
Am 26.12 ging es für mich dann mit meiner Familie nach Sucre, in das aus meines Onkels. Dieser feierte nämlich am 27 seinen 50. Geburtstag, weshalb sogar Familie aus Miami und Kolumbien angerückt war. Das Haus war rappel voll und ich war nie Teil einer so riesigen Familie, aber ich genoss es in vollen Zügen! Der Geburtstag war sehr lustig und man muss äußert trinkfest sein, um an einer solchen Familienfeier teilzuhaben !
kaum zu glauben, aber hierbei handelt es sich nur um die Hälfte meiner Familie
Im Laufe der Woche besichtigten wir dann auch Sucre, schließlich ist es die offizielle Hauptstadt und Geburtsstätte von Bolivien und gilt mit ihren prächtigen Kolonialbauten als schönste Stadt Boliviens und ist außerdem UNESCO Weltkulturerbe.
Die Stadt ist benannt nach dem Freiheitskämpfer und späteren Präsidenten Sucre.
Im Casa de la liberdad, heute ein Museum in dem die Unabhängigkeitsurkunde Boliviens unterzeichnet wurde und alle Dokumente diesbezüglich Nationalflaggen und Bilder der Präsidenten ausgestellt sind.
Zu Besuch im Franziskaner Kloster „La Recoleta“.
Silvester
verachte ich mit meiner Cousine und ihren Freunden .
bis um 12 wurde mit der Familie gefeiert
Was man hier alles mit Geld regeln kann zeigte sich, als es keine Busticktes mehr gab, als ich zurück nach La Paz zum arbeiten musste. Kurzerhand haben meine Gasteltern das Unternehmen bestochen, sodass sie mir am Ende den Sitz des zweiten Fahrers gegeben haben. So das ich also als Co- Fahrer in der Fahrerkajüte und wurde fröhlich durch gefüttert und versorgt und immer wenn wir an einem anderem Bus vorbei kamen musste ich brav winken , denn die beiden Fahrer waren super begeistert von ihrem blinden weißen Mitfahrer . Auch wenn ich bei der Kurvenstraße unterbinden musste, dass er beim Fahrer Selfies schießt ! Als Beifahrer habe ich aber auch wieder etwas über die Qualität der Straßen gelernt, so konnte der Bus manchmal nur 40km fahren, der Weg nach Sucre führt aber auch nur über enge Bergpässe ….
…mit jeder Menge freundlicher Lamas am Wegesrand!
Einen Tag machten wir uns dann auf nach Potosi, der einst reichsten und größten Stadt der Welt. Niemand weiß genau, wie viel Silber genau die Spanier aus dem Cerro Rico erbeuteten, jedoch sagt man, dass es reicht um eine Brücke aus Silber von Bolivien bis nach Spanien zu bauen und auf dieser sogar noch Silber zu transportieren
Cerro Rico
Der systematische Ausbeutung der Spanier fielen bis zum 18. Jahrhundert mehr als 8 Millionen Indigene und Schwarze zum Opfer. ( Die afrikanischen Sklaven verstarben schon außerhalb der Minen aufgrund der Höhe nach ein paar wenigen Tagen.
Bevor wir dann in unseren heißen Minenkleidung in den Cero Rico stiegen ging es erst mal auf den Markt, Sprengstoff, Coca, 90% Alkohol und Zigaretten kaufen, denn es üblich den Bergarbeitern ein Geschenk zu machen. Kein Alkohol bei der Arbeit ist hier ein missachtetes Motto, die Bergarbeiter trinken und kauen den ganzen Tag um überhaupt unter den Bedingungen arbeiten zu können.
Die Backen voll mit Coca ging es dann auch für uns los- die dicken Hamsterbäcken voller Coca sieht man hier übrigens bei jedem ! ( Im Coca Museum in La Paz habe ich gelernt, dass Coca in der damaligen Zeit bald mehr wert war, als Gold und Silber, da es unausweichlciher Bestandteil der Arbeit war).
Anders als erwartet bin ich doch nicht so klaustrophobisch wie zunächst vermutet, sodass ich in den Mienen doch keine Panikattacke bekam. Auch wenn mit zwischenzeitlich doch ziemlich mulmig zumute war, die Luft ist schlecht, manchmal war es so eng das man nur auf den Knien krabbelnd vorwärts kam. Es ist stockdunkel und ab und zu durchbricht ein Knallen oder ein Poltern die Stille .
Wenn das Poltern anhält muss man sehen wo man bleibt, denn dann kommen echte Minenarbeiter mit ihre Fuhre vorbei, die dann leider an einem vorbei müssen. In den Momenten merkt man dann, dass es sich nicht nur um eine Touristen Attraktion handelt, sondern hier wirklich noch Leute unter extrem unmenschlichen Bedienungen arbeiten müssen.
In den Mienen angekommen mussten wir erst mal dem Tio, dem Teufel Opfer in Form von Coca , Alkohol und Zigaretten bringen.Die Minenarbeiter glauben an Gott, aber in den Mienen an den Teufel, den Herrscher der Unterwelt. Wir hatten Glück, eigentlich dürfen Frauen nicht in die Mine , da sie Unglück bringen , der Cerro Rico ist nämlich weiblich und sehr eifersüchtig- naja kennt man ja irgendwoher ! Auch wenn wir nur circa eine Stunde in den Minen waren, war ich doch unglaublich froh wieder an der frischen Luft zu sein, nicht vorzustellen, dass die Indigenen damals bis zu vier Monaten in den Minen lebten, schliefen und arbeiteten. Auch heute werden Minenarbeiter aufgrund der Bedienungen nicht älter als 39.. An den Arbeitsmethoden hat sich auch nach über 500 Jahren kaum etwas geändert, auch wenn der Cerro Rico mittlerweile eher einem Schweitzer Käse gleichtz, mit schätzungsweise bis zu 5000 Eingängen und nun vor allem Erzreste abgetragen werden. So habe auch ich leider vergebens nach einer Silberader gesucht.
der Tio mit seinen Opfergaben
Danach ging es in das Casa de la moneda, damals das wichtigste Gebäude von Potosi, denn hier wurde das Silber zu Münzen geprägt, die dann auf den Rücken von Lamas nach Arica im heutigen Chile gebracht wurden.
Theo war mich ein Wochenende in La Paz besuchen. Leider hat es nur geregnet was meine Sightseeingpläne dann doch ziemlich über den den Haufen geworfen hat ..
Weil man auf Reisen nicht nur wunderschöne Orte besucht, sondern auch wundervolle Menschen kennen lernt!
Trotzdem hatten wir ein super schönes Wochenende und ich habe mich super gefreut ihm mein La Paz, auch wenn in grauer regnerischer Form zeigen zu können ! Die ersten WG- Pläne stehen übrigens schon !
Elektrofestival in La Paz aufgrund von Dakar
Letzte Woche hatten wir Mid Stay Camp von unserer Organisation und waren in Coroico , ein kleines Dorf, dass in den Yungas liegt. Dorthin führt auch die berühmte Todesstraße. Der Weg hinunter, überquert erst einen Pass, um dann auf Serpentinen durch die immer grüner werdenden Abhänge zu schlängeln. Straße ist dabei auch nur ein Sammelbegriff für Ruckelpisten und Schotterwege. So haben wir mir nichts dir nichts innerhalb von zwei Stunden stolze 3000 Meter Höhe hinter uns gelassen. Unser Fahrer nahm die Herausforderung besonders ernst und fuhr als gäbe es kein Morgen mehr. Aber immerhin sind wir dann doch alle heil und fix angekommen !
Für uns Pacenas oder Cojas ( la Pazer) ein beeindruckender Anblick, wächst bei uns leider ja doch nicht alzu viel. Wirklich gearbeitet haben wir nicht, vielmehr haben wir die Aussicht genossen, im Pool gebadet ( trotz Warnungen des verseuchten Wassers – wir sind ja elend gewöhnt ),entspannt, jede Menge gegessen und uns von den Mücken zerstechen lassen.
Ruhe genießen fernab der lauten und chaotischen Stadt
Eins meiner Kinder hat mir erklärt , dass die Mücken das Blut von den blonden Gringas besonders lieben weil das anders sein muss, weil ich ja auch so anders aussehe. Das erklärt jetzt natürlich einige offene Stellen an den Beinen und ist eine unschlagbare Logik!
Besucht haben wir auch eine Tiefauffangstation, die Sierra Verde , wo wir Affen , Tucans und auch Tapire bestaunen konnten. ( Fotos leider verloren ..)
Einen Dämpfer erhielt diese Dschungeleuphorie, als wir abends auf den Marktplatz kamen, wo sich eine große Menschenmenge versammelt hatte die grölte und schrie. Wir – die wir es für eine Party hielten – drängten uns in die Menge, nur um dann mitangesehen, wie ein Dieb auf den Marktplatz unter der tobenden Menge ausgepeitscht wurde. Zwar wurde uns immer wieder erzählt, dass in den Dörfern Selbstjustiz herrscht, aber das mit eigenen Augen zu sehen ist dann doch nochmal etwas ganz anderes. Danach wurde der arme Kerl dann erst zu der wartenden Polizei gebracht .
Diese Woche war ich dann wieder arbeiten und habe gemerkt wie sehr mir meine Kleinen gefehlt haben ! Denn ohne meine gute Nacht Küsse schlafe auch ich mittlerweile schlechter. Auch wenn die Arbeit aufgrund der Ferien und der damit einhergehenden langen Arbeitszeiten 12-14 Stunden und der aufkommenden Langweile sich doch ziemlich zieht ..
Endlich kamen auch meine Weihnachtspakete an, sodass ich endlich Schokolollis an leuchtende Augen verteilen konnte.
dank meiner lieben Mama Lollis für alle
In der letzten Zeit gab es leider auch einige Abschiede von Freunden oder Kollegen, deren Abenteuer schon wieder zu ende sind..
letzer Abend mit meinen Lieblingskolleginnen
So das war jetzt ein äußerst langer Beitrag, aber er umfasst ja auch beinahe einen Monat.
Entonces, nos vemos